#takecareresidenz

(NICHT) AUSHALTEN

Wir haben Spielhunger. Aber unsere bisherigen Stücke waren kaum spielbar, meist zu nah, zu interaktiv, Veranstalter*innen und Zuschauende sind zurückhaltend, es gibt nur wenig Premieren. Theater mit Handbremse zwischen Lockdown oder der nächsten Quarantäne.
Zeit um Basics zu reflektieren: den Begriff Freiheit. Wie definiert sich das im Jetzt und was bedeutet das für unser Theaterspiel?

“Frauen wollen nicht, dass man ihnen Freiheit und Gleichheit gewährt, sondern sie wollen sie erlangen. Das ist ganz und gar nicht dasselbe.”

Simone de Beauvoir

Wir müssen übrigens wir noch stets unser Geschlecht betonen. Punkt.
Noch mehr Behauptungen: Die fehlende Gleichberechtigung darf gerade in dieser Zeit nicht unter den Tisch fallen. Punkt. Intelligent ausformulierte Sätze, sind natürlich und ausschließlich das Mindeste, womit man auffahren muss, um feministisches Denken zu erklären, oder um seinem politischen Bewusstsein eine Stimme zu geben und um bestenfalls zu verwirren. Punkt. In der Improvisation ist Scheitern fest im Möglichkeitsraum verankert. Punkt. Freiheit gibt es nur in der Musik.

Ziel der Recherche (NICHT) AUSHALTEN war es, einen Spielstil zu entwickeln, der auf Freiheit basiert und sich dabei an feministischen Texten und Thesen abarbeitet.

In ihrer Recherche wollten Kusz und Pleß hinterfragen, was Freiheit, Oberflächlichkeit, Wut und Aufmerksamkeitsspanne für sie bedeuten und ob es da einen Zusammenhang gibt. Von Anfang an war klar: Sie brauchen eine hierarchiefreie Methode im Arbeitsprozess.

Die Quintessenz der digitalen Erfahrung zeigt deutlich, dass ihre Performance das Live-Publikum braucht – für die Konfrontation, das Unausweichliche und den Austausch danach. Der Moment im Bühnenraum sorgt für eine deutlich längere Aufmerksamkeitsspanne für alle Beteiligten. Keiner kann der Situation durch einen Mausklick entfliehen. 

Durch die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Thematik findet eine Sensibilisierung statt, die sich auf den Alltag überträgt. Es gibt kein Zurück mehr. Die feministische Büchse der Pandora ist geöffnet. Diese Brisanz und Dringlichkeit wird sich durch Körperlichkeit entladen müssen, ein ästhetisches Merkmal der geplanten Inszenierung und eine Stärke von Pleß und Kusz.

Es entstand ein dramaturgisches Skelett, das von Selbstbestimmung geprägt ist – für den eigenen Körper und die Themen, die in ihrem Stück behandelt werden. Das Fundament der theatralen Vorlage bildet körperliche, musikalische und sprachliche Freiheit, am Rande des Chaos umgeben von sicheren Inseln. Ein Konzept, das sich weder an einem klassischen Heldenepos orientiert, noch den Gesetzen eines Genres unterwirft oder einem stringenten Sprachstil folgt. Es entstand der Begriff der Körperanarchie als zentraler Kern ihrer Arbeit und das Grundgerüst für ein Stück namens “EINE WÜTENDE FRAU”.


“Immer dieses Geschwätz über Kontaktarmut! Man muss nur wollen, dann gelingt es einem schon irgendwie, sich anderen Menschen mitzuteilen.”

Simone de Beauvoir




VON & MIT:
SCHAUSPIEL UND IDEE: Lisa Sophie Kusz, Elisabeth Pleß
MUSIK: Elisabeth Coudoux
VIDEOS: Simon Howar | NEUE BILDER Köln


KONTAKT